Kapitel 4: Null Ahnung von Akustik ...
... oder: des Rätsels Lösung Teil 1
Tja, ich war am Boden zerstört. Himmelhoch jauchzend und dann zu Tode betrübt. Jetzt schlägt der AW-3000 also auch an
. Ich hätte wieder im Forum (Anm. der Redaktion: damit ist nicht das Forum hier im HCM gemeint) posten können, aber ich hatte vorher schon viele (auch gut gemeinte) Tipps und Ratschläge bekommen, aber nichts hat geholfen. Warum sollte es jetzt anders sein?
Es half alles nichts. Ich mußte den Sherlock Holmes in mir wecken. Ich brauchte jetzt den Spürsinn eines Profis
.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich nie um die Akustik gekümmert. Wenn ich einen Tipp aus dem Forum bekommen habe, habe ich ihn umgesetzt und das Ergebnis berichtet, in der Hoffnung mir hätte jemand helfen können. Ich hab diese Tipps oft nicht hinterfragt, sondern einfach umgesetzt. Und mit dem einen oder anderen Tippgeber hatte ich auch schlechte Erfahrungen gemacht, weil wenn ich mal einen Tipp hinterfragt habe, dann kam (wenn überhaupt) nur eine patzige Antwort zurück und ich wurde gleich als "beratungsresistent" abgestempelt. Damit war jetzt Schluß. Holmes (oder besser ich) wollte alles genau verstehen. Er wollte wissen, warum ich an bestimmten Schrauben drehen sollte und warum ich andere gar nicht angreifen durfte. Langer Rede kurzer Sinn: ich wollte wissen, was ich tu
.
Was mir bis zu diesem Zeitpunkt klar war: der Subwoofer schlägt an. Und das tut er, weil mehr Leistung abverlangt wurde, als dieser zur Verfügung stellen konnte. Die Frage war jetzt: warum war das so? Das Anschlagen ging ja auch weg, wenn ich leiser drehte ... also alles deutete darauf hin. Das Anschlagen passierte nur bei lauten Szenen (z.B. Explosionen), aber nicht jede Explosion hat auch gleich den Subwoofer halb mitgerissen. Ich hab also angefangen alles zu hinterfragen.
Am Anfang stand der Soundtrack auf der BluRay. Wie kommt der Ton von der BluRay bis zu meinen Ohren. Welchen Weg durchläuft er und wo bzw. wie wird er verändert? Meine damalige Vermutung war, dass irgendwie die Mischung aus Consumer Geräten (Onkyo) und "Pro" Geräten (t.amp) der Grund für das Anschlagen war. Es war da im Forum von unterschiedlichen Pegeln die Rede, die aneinander angepaßt werden müßten. Man hat mir auch mal einen Pegelkonverter (S-Convert) empfohlen, um die Signale anzupassen. Brav wie ich war, hab ich mir so ein Teil besorgt, und nach ein paar Tagen testen auch gleich wieder verworfen.
Wenn man da anfängt zu forschen, dann stolpert man gleich mal über Maßeinheiten wie dbFS, dBu, dBv usw. Es geht da immer um dB (Dezibel) aber nie um die gleichen. Immer dem jeweiligen Umstand entsprechend angepaßt. Es war auch gleich mal vom "Bezugspegel" die Rede. Alles verwirrend und alles dazu geeignet, mich stunden- bzw. tagelang zu beschäftigen
. Ich will hier jetzt nicht ins Detail gehen. Ich will absichtlich etwas oberflächlich bleiben, damit mir die Anfänger hier auch folgen können, und hier jetzt nicht aussteigen. Für alle, die Details wollen, gibt es
hier ein paar Hintergrundinfos.
Ich werde vereinfacht jetzt nur noch vom "Digitalpegel" dBFS (= dezibel full scale) in der digital Welt sprechen und von "dB" wenn es um die analoge Welt geht. Digital ist alles, was auf einer BluRay, DVD, CD gespeichert ist, und analog ist alles, was schließlich ans bzw. ins Ohr gelangt (damit meine ich natürlich Schallwellen, und keine Käfer und so
).
Also was ist passiert? Auf der BluRay sind die Tonspuren digital abgespeichert. In diesen Tonspuren sind natürlich auch Informationen über die jeweilige Lautstärke enthalten. Man spricht hier von dBFS. Der lauteste mögliche Pegel entspricht hier "0 dBFS". Lauter geht nicht. Es gibt also kein +10 dBFS oder +20 dBFS. 0 dBFS ist das Maximum. Es geht nur leiser als das Maximum also z.B. - 30 dBFS, was soviel bedeutet wie 30 dB leiser als das Maximum.
Tut mir leid, wenn es hier jetzt gleich von Theorie und Mathematik nur so wimmeln wird. Ich werde versuchen, es so einfach wie möglich zu machen. Wir können später auch gerne darüber diskutieren und ich werde natürlich auch Fragen dazu beantworten.
Also was passiert? Das digitale Signal wird vom BluRay Player zum AV-Receiver geschickt. Dieser wandelt es in ein analoges Signal um. Es findet also (vereinfacht) eine Wandlung von dBFS nach dB (analog) statt. In der analogen Welt gibt es eigentlich keinen Maximalpegel. Irgendwann fängt mal ein Gerät an zu verzerren, weil zuviel Energie im Spiel ist, und irgendwann platzt dann auch mal ein Trommelfell, aber es geht trotzdem noch lauter.
Um diese Wandlung durchführen zu können, schickt der AV-Receiver das Signal durch einen sog. "Digital/Analog Wandler". Jetzt ist unser Signal in der analogen Welt angelangt. Dieses analoge Signal wird jetzt noch verändert, z.B. wird es lauter oder leiser gemacht. Das hängt von der Einmessung ab. Wenn wir eine Einmessung durchführen, dann stellt der AV-Receiver z.B. fest, wie weit entfernt eine Schallquelle vom Mikro ist und er sorgt auch durch Pegelanpassungen dafür, dass alle Lautsprecher in der gleichen Lautstärke spielen. Bei mir hat die Einmessung ergeben, dass das Subwoofer Signal um +8 dB angehoben werden muss, um den ominösen 75 dB zu entsprechen, von der die halbe Welt spricht.
Aber es findet noch eine Pegelanpassung statt: jetzt kommt der Lautstärkeregler des AV-Receivers im Spiel. Denn damit bestimmen wir, wie laut wir den Film uns ansehen bzw. anhören wollen. Mein Onkyo zeigt mir die Lautstärke relativ zu den 75 dB an. Wenn der Onkyo 0 dB anzeigt, dann sind 75 dB gemeint. Werden -10 dB angezeigt, dann sind 65 dB gemeint. Diese 75 dB oder auch 65 dB beziehen sich dann auf die Lautstärke von normalen Unterhaltungen im Film ab. D.h. unterhalten sich 2 Menschen in einem Film, dann entspricht die Lautstärke dieses Gesprächs im Schnitt 75 dB. Explosionen sind natürlich lauter, und flüstert jemand, dann ist das eben leiser als 75 dB.
Bei der Einmessung sorgt der AV-Receiver dafür, dass die -30 dBFS in der digitalen Welt, den 75 dB in der analogen Welt entsprechen. Das lauteste digitale Signal, also die 0 dBFS entsprechen demnach 105 dB in der analogen Welt (75 + 30 = 105). Übrigens legt ein AV-Receiver für den Subwoofer noch 10 dB mehr drauf, damit es auch ordentlich rummst, d.h. der Maximalpegel für den Subwoofer ist 115 dB wenn korrekt eingemessen wurde.
Nach diesem Ausflug in die Theorie, kommen wir zurück zu dem Problem in meiner realen Welt. Ich nehme mal an, ich habe eine Filmszene mit einer Explosion, die mit 0 dBFS abgespielt werden soll. Bei meinen Ohren sollten dann also 115 analoge dB ankommen. Naja, nicht ganz, ich hab den Receiver bei Filmen auf -20 dB eingestellt, weil ich ja noch Nachbarn habe, und die will ich (noch) nicht vergraulen
. D.h. bei mir am Ohr sollten maximal 95 dB (115 - 20 dB) ankommen.
Wie entstehen nun diese 95 dB? Dafür war in meinem Fall der t.amp S-150 verantwortlich. Das Subwoofer Signal kommt aus dem AV-Receiver raus und gelangt (über den Umweg DCX, den ich jetzt mal der Einfachheit halber außer Acht lasse) zum t.amp. Dort wird es verstärkt und zum Subwoofer geschickt. Dort wird die Membrane in Schwingung versetzt und der Schalldruck erzeugt, der bei mir im Ohr landet. Schauen wir uns nochmal die Simulation meines ersten Subwoofers, des SPH-250KE an:
sph250.png
.
Na das sollte eigentlich kein Problem sein, oder? Laut Simulation kann der 99 dB! Und die maximale Lautstärke ist bei dieser Explosion 95 dB. Das sind 4 dB Spielraum.
Ich mach hier mal eine Pause und will Euch die Gelegenheit dazu geben Fragen zu stellen. Ist alles klar soweit? Konntet ihr mir bisher folgen? Bevor ich zur Lösung komme, würde ich gerne sicherstellen, dass mir alle folgen können (und das mir keiner hier abhaut)
.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.